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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen der Therapie

Die akuten Nebenwirkungen der Chemotherapie sind individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Übelkeit und Erbrechen, die mehrere Stunden nach Verabreichung der Medikamente auftreten, können durch gegenwirkende Medikamente (Antiemetika) erheblich abgeschwächt werden. Ein häufig eintretender Haarverlust (Alopezie) bildet sich nach Abschluss der Therapie nahezu immer zurück. Ein dauerhafter Haarverlust ist äußerst selten.

Blut

Von großer Bedeutung für die Therapiedurchführung ist die Schädigung des Knochenmarks durch die verabreichten Medikamente. Sie spiegelt sich in Veränderungen des Blutbildes wieder und sollte regelmäßig und engmaschig kontrolliert werden. Sinkt die Konzentration der weißen Zellen im Blut (Leukozyten), so ist mit einer erhöhten Infektionsgefahr zu rechnen, die sich insbesondere als Mund- und Nasen-Rachen-Raum-Infektion oder als Lungenentzündung ausdrücken kann. Medikamente, die subkutan (unter die Haut) gespritzt werden, können die Zeit der Infektionsgefahr verkürzen. Sehr selten kommt es zu spontanen Blutungen, bedingt durch einen Abfall der Blutplättchen (Thrombozyten). Allgemeine Schwäche, leichte Ermüdbarkeit und Kurzatmigkeit können durch einen Abfall der roten Blutzellen (Erythrozyten) bedingt sein. Nur selten ist allerdings eine Bluttransfusion notwendig. Eine Erholung des Blutbildes sollte vor jedem neuen Chemotherapiezyklus eingetreten sein.

Fatigue

In allen Stadien des Hodgkin-Lymphoms, besonders den fortgeschrittenen, gibt es bereits vor der Therapie Einschränkungen der Lebensqualität. Viele Patienten berichten eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung, die durch die Therapie zunächst weiter zunimmt. Diese Erschöpfung (Fatigue) und andere Einschränkungen der Lebensqualität erreichen während der Therapie ein hohes Ausmaß, das in allen Stadien und bei allen derzeit angewandten Therapien ähnlich hoch ausfällt. Die „cancer related fatigue“ hat viele mögliche Ursachen, zu denen der Krebs selbst, Schlafstörungen, existentielle Ängste, Aktivitätsreduktion und sozialer Rückzug zählen. Häufig lässt sich Fatigue durch körperliche Aktivität, Ausdauer- und Muskelaufbau-Training reduzieren, je nach Ursache können jedoch auch andere Interventionen erforderlich sein. Bei extremen und lang anhaltenden Beschwerden können deshalb neben den behandelnden Fachärzten auch Psycho-Onkologen und andere Berufsgruppen therapeutisch und unterstützend hinzugezogen werden. Die meisten Patienten mit Hodgkin-Lymphom erholen sich jedoch nach der Therapie von selbst, durchschnittlich innerhalb von ein bis zwei Jahren nach Therapieende. Ausgeprägte Fatigue und stärkere Einschränkungen der Lebensqualität sind dann nicht mehr die Regel, betreffen jedoch immer noch ca. 20%-30% der Patienten.

Fruchtbarkeit und Hormone

Ob es zu einer bleibenden Zeugungsunfähigkeit bei Männern kommt, ist unter anderem von der notwendigen Dosierung einiger der eingesetzten Medikamente abhängig. Gerade bei jungen Männern muss diese Spätfolge im Aufklärungsgespräch zwischen Arzt und Patient dargelegt werden, und wenn ein Kinderwunsch besteht, sollte vor Therapiebeginn die Möglichkeit einer Spermakryokonservierung (Einfrieren von Sperma) in Betracht gezogen werden.

Bei Frauen muss mit einer vorzeitig einsetzenden Menopause gerechnet werden. In Abhängigkeit vom Alter der Patientin und der Gesamtdosis der verabreichten Zytostatika kann es jedoch zu einer Erholung der Eierstöcke und der Empfängnisfähigkeit kommen. Dabei kann die Periode auch noch ein Jahr oder noch später nach Therapieende spontan wieder einsetzen. Allerdings sollte ein Mangel an weiblichen Hormonen (Östrogene) aufgrund der Gefahr einer frühzeitigen Osteoporose (Verringerung der Knochendichte) zeitweise oder auf Dauer ausgeglichen werden, sofern entsprechende Beschwerden vorliegen. Eine diesbezügliche fachärztliche Beratung durch Gynäkologen und/oder Endokrinologen nach Abschluss der Therapie ist anzuraten.

Bereits vor Beginn der Therapie sollten eine genaue Zyklusanamnese und eine Hormonbestimmung stattfinden.

Zum Schutz der Eierstöcke kann die Einnahme der „Pille“ oder die Verabreichung von sogenannten GnRH-Analoga erwogen werden. Beide beeinflussen den weiblichen Zyklus und verhindern das Heranreifen von Eizellen. Möglicherweise kann so eine Schädigung der Eierstöcke und der Eizellen verhindert werden. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, herangereifte Eizellen zu entnehmen und sie befruchtet oder unbefruchtet tief zu gefrieren (Kryokonservierung). Eine weitere Option stellt das Einfrieren von Eierstocksgewebe dar. 

Zum Erhalt der Fruchtbarkeit haben sich einige Praxen und Kliniken zu einem besonderen Projekt mit dem Namen „FertiPROTEKT“ zusammengeschlossen. Nähere Informationen finden sich unter www.fertiprotekt.de. Junge Erkrankte sollten möglichst zu einer Beratung an einem der teilnehmenden Zentren vorgestellt werden. 

Wichtig ist, dass es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schädigungen bei Kindern von erfolgreich chemo- oder strahlentherapeutisch behandelten Eltern gibt. Missbildungen treten nicht häufiger auf als bei Kindern unbehandelter gesunder Eltern. Somit gibt es keinen Grund, von einer Schwangerschaft nach chemo- und/oder strahlentherapeutischer Behandlung abzuraten, wenn diese möglich ist.

Herz und Lungenfunktion

Auch Herz und Lunge können durch bestimmte Substanzen einer Chemotherapie gestört werden. Störungen der Herzfunktion sind zumeist dosisabhängig und werden durch individuelle Faktoren mit beeinflusst. Sie betreffen die Pumpfunktion des Herzens und den Herzrhythmus. Außerdem sind Veränderungen der Herzkranzgefäße vergleichbar einer koronaren Herzerkrankung möglich, die erst Monate bis Jahre nach Abschluss der Therapie auffällig werden und behandelbar sind. Akute Beschwerden sind fast immer reversibel. Beschwerden, die erst nach Abschluss der Therapie auftreten, sind dagegen häufiger von Dauer.

Auch die Lungenfunktion kann in Form einer Entzündung oder durch eine Veränderung des Lungengewebes beeinträchtigt werden. Auch hier sind schwere Schäden meist dosisabhängig. Deutlich seltener sind akute Entzündungen der Lungenbläschen, die unabhängig von der Dosis auftreten können. Eine Strahlenschädigung der Lunge (Lungenfibrose) ist nach Bestrahlung des Brustbereiches (mediastinale Bestrahlung) oft zumindest vorübergehend nachweisbar, macht aber meist keine Beschwerden. Schwerwiegender, jedoch extrem selten, ist eine nicht-infektiöse Entzündung der Lunge (Strahlenpneumonitis). und des Herzens (Myo- und Perikarditiden). Sie können erst mehrere Wochen oder Monate nach einer Mediastinalbestrahlung auftreten und erhebliche Krankheitsbeschwerden, vor allem aber eine langfristige Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit verursachen.

Aufgrund der geschilderten möglichen Nebenwirkungen werden sowohl zu Beginn wie auch nach Abschluss der Therapie Untersuchungen von Herz und Lunge durchgeführt.

Nerven

Im Verlauf einer Chemotherapie kann es zu Gefühlsstörungen in Händen und Füßen kommen. Diese äußern sich meist als Kribbeln und Pelzigkeitsgefühl. Je nach Ausmaß der Beschwerden kann das ursächliche Medikament durch ein anderes ersetzt oder ganz abgesetzt werden.

Schilddrüse

Bei einigen Patienten sind Schilddrüsenfunktionsstörungen nach Bestrahlung der Halslymphknoten festgestellt worden. Zumeist manifestieren sich diese Störungen als Unterfunktion mit relativ uncharakteristischen Beschwerden wie allgemeiner Schwäche, leichter Ermüdbarkeit, ständigem Frieren, Gewichtszunahme und Konzentrationsschwäche. Die Schilddrüsenunterfunktion muss dann durch die Einnahme von Schilddrüsenhormon ausgeglichen werden.

Zweittumore (Sekundärneoplasien)

Die schwerwiegendste Spätfolge sowohl der Chemotherapie als auch der Strahlentherapie ist das erhöhte Risiko für die Entwicklung von sogenannten Zweittumoren (Non-Hodgkin Lymphome, Leukämien, solide Tumore). In der lebenslang durchgeführten Nachsorge bei Hodgkin-Patienten wird deshalb auf eine allgemeine Krebsvorsorge besonderer Wert gelegt.

Es ist das höchste Bestreben der derzeitigen klinischen Forschung, die Nebenwirkungen und Spätfolgen sowie das Risiko für das Auftreten von Zweittumoren durch eine Optimierung der Behandlungsmethoden zu reduzieren.